14.4.2009
Wir möchten eine Entscheidung bekannt geben, die in uns in den letzten Wochen und Tagen – tief schmerzend und ebenso befreiend – gereift ist.
Im Jahr 1995 sind wir nach Rom aufgebrochen, um dort durch den Aufbau einer Arztpraxis mitzuhelfen, dass die Katholische Integrierte Gemeinde im Zentrum der katholischen Kirche Fuß fassen und wachsen könne.
Nach unserer Heirat 1996 haben wir auf Bitten der Gesamtleitung der KIG, die von Frau Traudl Wallbrecher und ihren Mitarbeitern in Bad Tölz/München wahrgenommen wurde, auch im Zusammen mit Gemeindemitgliedern, die für kürzer oder länger nach Rom kamen – die Verantwortung für die Gruppierung der KIG in Rom übernommen und ihr nachzukommen versucht. Wir haben auch zu leben versucht, dass verheiratete Personen mit Kindern – so plante die Gemeinde ja auch die Errichtung einer „Gemeinschaft der Familien im Dienst an Integrierten Gemeinden“ – der Kirche dienen können.
Durch die Einrichtung der „Akademie für die Theologie des Volkes Gottes“ in der Villa Cavalletti und zuletzt des Lehrstuhls an der Lateran-Universität, sind die Aufgaben, die in Rom wahrgenommen werden müssen, enorm gewachsen; einen großen Anteil am Wachstum der Verantwortungsbereiche hatte auch die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger, der uns getraut und unseren zweiten Sohn Cosmas getauft hatte, zum Papst: Letzteres veranlasste unter anderem z. B. unser Engagement am Ort seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo.
In den letzten Monaten habe ich, Tobias, mich bemüht, die planerische und praktische Verantwortung für die Villa Cavalletti und die dortigen Aktivitäten ganz den Verantwortlichen der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (G.I.Z.) zu übertragen, damit ich mit Friederike und weiteren Mitgliedern der Gemeinde in Rom mich ganz dem Aufbau der Gruppierung Rom widmen könne. Schon in den letzten Jahren deutete sich jedoch an, dass zu mehreren Vorgängen sehr unterschiedliche Sichtweisen bestanden, und es stellte sich die Frage, ob das Vertrauen der durch die Mitgliederversammlung der Münchener Gemeinde momentan handelnden Gesamtleitung noch gegeben war.
Am Palmsonntag dieses Jahres, hat uns [ein Gemeindemitglied] schriftlich mitgeteilt, dass es der Gesamtleitung nicht möglich sei, Friederike und mir das ganze Vertrauen auszusprechen und die Verantwortung für die Gruppierung in Rom in Zusammenarbeit mit anderen Personen hier in Rom zu übertragen. [Ein weiteres Gemeindemitglied] machte uns am Tag zuvor deutliche Vorhaltungen, welche die Gesprächsteilnehmer aus der Gesamtleitung uns mit einem zweiten Schreiben zu erklären versuchten: „….dass Euer redliches Handeln Wollen als Christen dennoch auch eine zusätzliche Wirkung auf die Personen in Eurem Umfeld hatte, die sie in eine große Bedrückung und ein Gefühl der Unfreiheit gebracht hat.“
Wir haben in den letzten Tagen versucht, unsere Gewissen zu erforschen, und sind zu der Überzeugung gekommen, dass wir für alles Unrecht, das wir jemandem angetan, das wir selbst bemerkt oder auf das wir hingewiesen worden sind, jeweils persönlich um Verzeihung gebeten haben.
Die Mahnung meines Vaters Herbert Wallbrecher kam uns in Erinnerung, dass die meisten, und oft nicht geringen Verfehlungen, die „unbewussten Sünden“ sind. So möchten wir Jeden, der davon betroffen wurde, hiermit ausdrücklich um Verzeihung bitten.
Eine „entlastete“ Zugehörigkeit, wie sie versucht wurde, auf uns hin zu formulieren, ist mir, Tobias, nach dieser langen, so intensiv gelebten Zeit, auch im Angesicht der Kleinheit der Niederlassung, nicht möglich. Unsere „unfrei machenden“ Wirkungen würden wohl weiter wirken und Spannungen wären kaum zu vermeiden. Wir empfanden auch, dass unser Familienname zu einer uns völlig überfordernden Erwartungshaltung an uns führte, und wir dem so entstandenen Bild in keiner Weise gerecht werden konnten.
Wir sind Friederike und Tobias Wallbrecher mit ihren Kindern, die die Kirche lieben und wir möchten in Frieden und, wenn möglich, in Freundschaft mit der KIG leben.
So haben wir noch am Palmsonntag, dem 5. April 2009, an [mehrere Gemeindemitglieder], die als Mitglieder der Gesamtleitung im Beisein von Traudl Wallbrecher mit uns gesprochen hatten, geschrieben: „Wir stimmen zu, dass unsere Berufung für die Mitarbeit in der KIG mit dem heutigen Tag beendet ist.“
In ungetrübter und ungeschmälerter Dankbarkeit für unseren langen Weg in der Katholischen Integrierten Gemeinde an allen Orten und mit allen Personen wollen wir jetzt in der nächsten, nicht absehbaren Zukunft unseren Weg in der Katholischen Kirche voraussichtlich in der Pfarrei San Tommaso di Villanova in Castel Gandolfo gehen, wo Cosmas bald die Erstkommunion empfangen wird.
Wir bitten Euch heute darum unseren Austritt aus der Katholischen Integrierten Gemeinde als eine persönliche, uns zwar schmerzende, aber uns doch sehr erleichternde, Entscheidung zu respektieren und wir würden uns freuen, wenn wir in einer angemessenen, freundschaftlichen Weise mit der K.I.G. in Verbindung bleiben könnten.
Wir hoffen sehr, dass eine klar ausgesprochene Trennung an diesem Punkt der Gemeinde und ihrem Auftrag für die Kirche nicht schaden wird, denn wir haben keinerlei Anlass böse oder negative Dinge über die Gemeinde zu verbreiten. Es versteht sich für uns von selbst, dass wir die Gemeinde wie bisher vor bösem Gerede so gut wir können schützen werden. Wir sind sicher, dass wohlwollende Personen unsere Entscheidung verstehen werden, wenn sie weder bei uns, noch bei Euch, Bitterkeit oder Verletztheit erleben.
Mit herzlichen Grüßen an alle, die diese Mitteilung in diesen Tagen erreicht.
Friederike und Tobias Wallbrecher
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Wir bitten alle Betroffenen, sich auf die für sie geeignete Weise Hilfe zu holen. Besonders gut und wichtig wären weitere Berichte – wir bitten Euch darum.