Im Dialog mit anderen ehemaligen KIG-Mitgliedern erscheint oft das Eingeständnis, dass es irgendwann früher durchaus auch Falschentscheidungen oder sogar Fehlentwicklungen gegeben habe. Doch würde deren Darstellung völlig verstellen, wieviel zugleich an Heilserfahrungen real geschehen seien.
Ja, an einem Unfallwagen gibt es ganz gewiss auch noch einige unzerstörte Teile – siehe meine Darstellung unter „Beiträge – Unfall mit Fahrerflucht“
Das ändert aber leider nichts daran, dass das Fahrzeug insgesamt nicht mehr fahrtüchtig ist – und auch der fahrerflüchtige Fahrzeughalter keine gültige Lizenz mehr besitzt.
Zum Unfall-Hergang existiert schon seit 2020 eine Art von unabhängigem TÜV-Gutachten in Gestalt der Stellungnahme der erzbischöflichen Visitator*innen, das jede(r) öffentlich einsehen kann: https://www.erzbistum-muenchen.de/bericht-kig
Doch die Tragödie der KIG steht gewiss nicht kontextlos für sich allein. Vielmehr hat die Kirchenkrise inzwischen hoch qualifizierte Analysen hevorgebracht und v.a. unter dem Begriff „geistlicher Missbrauch“ für eine völlig neue Sensibilisierung gesorgt, zum Beispiel:
Stephanie Butenkemper: Toxische Gemeinschaften. Geistlichen und emotionalen Missbrauch erkennen, verhindern und heilen. Freiburg: Herder, 2023
Auf der Basis von Betroffenen-Interviews arbeitet die Autorin klar heraus, welche Mechanismen mentale Manipulation begünstigen und emotionale Abhängigkeit aufrecht erhalten können.
Gestützt auf systemische Forschungsergebnisse zeigt sie neben dem religiösen Kontext die Wirksamkeit von Bewusstseinskontrolle auch in den Machtfeldern Pädagogik, Leistungssport und Klimaschutz auf. Praktische Therapie-Erfahrungen mit Missbrauchsopfern fließen in ihre konkreten Empfehlungen für die Aufarbeitung und Prävention ein. In differenzierter Weise stellt sie abschließend dar, wie Gemeinschaften zum Wohl aller Beteiligten gelingen können.
Es besteht also weiterhin nicht nur dringender Bedarf, sondern nun auch eine große Chance zu konstruktiver Zusammenarbeit, um entstandene Schäden aufzuarbeiten, Verursacher zur Verantwortung zu bringen und Fehlentwicklungen in der Zukunft zu vermeiden, damit die Kirche ihre verlorene Glaubwürdigkeit wiedergewinnt und ihren besonderen gesellschaftlichen Auftrag hoffentlich wieder neu erfüllen kann.
Thomas Schaffert
Weitere Hinweise zum spirituellen Missbrauch finden Sie z.B. hier:
https://www.geistlicher-missbrauch.org/
Diese umfassende Seite wird vom „Fachbereich Weltanschauungsfragen“ der Erzdiözese München und Freising betrieben.
https://www.geistlicher-missbrauch.ch/
Hier handelt es sich um die Website eines Ex-Betroffenen (nicht IG), der sich sehr ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt hat.
In der Beschäftigung mit der Frage, ob es in der IG geistlichen Missbrauch gab, können folgende aufgeführte Aussagen zum spirituellen Missbrauch zum Nachdenken anregen: