Die „Wege der Versöhnung“

Der Versuch, eine interne Selbstkorrektur anzuregen, führte zur Visitation

Ein Bericht von Thomas Schaffert

Ausgangspunkt für die Initiative „Wege der Versöhnung“ war der Tod der Gründerin Gertraud Wallbrecher am 29.07.2016.

Mir persönlich war diese Nachricht z.B. der Anlass zu einem offenen Brief, um nachzuforschen:

  • was von ihrem Lebenswerk und dem Vermächtnis der Gründergeneration de facto noch übrig ist
  • ob unter den nachfolgenden KIG-Verantwortlichen inzwischen eine Bereitschaft entsteht, Fehler einzugestehen und zu revidieren
  • ob es noch eine Chance auf Reform / Heilung der KIG gibt oder nicht

Von etlichen ehemaligen Mitgliedern kam im Sommer/ Herbst 2016 ein starkes Echo, von der KIG-Leitung jedoch nur eine formale, ablehnende Antwort.

Ermutigt vom Sechswochenamt in St. Paul regte ich an, ein Netzwerk unter den „Ehemaligen“ aufzubauen (aufgrund der räumlichen Zerstreuung zunächst in digitaler Form). Mein Vorschlag war, dass jede(r) daran Interessierte einen kurz gefassten persönlichen „Baustein“ beiträgt. Als mögliche Hilfestellung hatte ich dazu vier offene Leitfragen ausformuliert und begann selbst damit.

Tobias und Friederike Wallbrecher ergriffen von Rom aus die Initiative zu dem Begegnungsformat „Wege der Versöhnung“ im Exerzitienhaus Fürstenried des Erzbistums München:

Das 1. Treffen „Wege der Versöhnung“

  • alle Verantwortlichen und Mitglieder der verbliebenen Rest-KIG waren zu der 1. Begegnung am 04.12.2016 schriftlich eingeladen, es erfolgte keine Absage und niemand von ihnen nahm teil – die Moderation wurde von einem Pater wahrgenommen, zwei zuständige Vertreter(innen) des Erzbistums nahmen teil, 14 Ehemalige waren gekommen
  • eine erste Wiederbegegnung, offenherzige Vertrauensbildung, gegenseitige Vergebungsbereitschaft standen im Vordergrund
  • Schwerpunkte des weiteren Vorgehens wurden angedacht:
    • Archiv-Rekonstruktion
    • kirchliche Prüfungs- und Beratungskommission
    • Kommunikationsplattform
  • ein Folgetreffen in einem erweiterten (auch generationenübergreifenden) Kreis wurde anvisiert

Das 2. Treffen „Wege der Versöhnung“

  • fand am 04.01.2018 im deutlich erweiterten Kreis von 30 Personen statt
  • wieder ohne Anwesenheit oder Absage der ausdrücklich eingeladenen KIG-Mitglieder/Verantwortlichen 
  • moderiert von dem gleichen Pater mit Beteiligung von Generalvikar Dr. Beer und Prälat Kastenhofer als Vertreter des Erzbistums München-Freising. 
  • Im Anschluss an den intensiven Austausch wurde ein Antrag an die Erzdiözese ausformuliert und beschlossen, den 22 Teilnehmer anschließend unterzeichneten 
  • Als Anlage wurden 16 persönlich freigegebene Berichte (auf insgesamt 310 Seiten) beigefügt

Am 14.02.2019 – also über ein Jahr später – teilte Generalvikar Dr. Beer mit, dass Kardinal Marx die Visitation der KIG in der Erzdiözese München-Freising angeordnet und die pastorale Begleitung für den notwendigen Aufarbeitungs- und Versöhnungsprozess beauftragt habe. 

 

Weiterführender Text: Brief von F. und T. Wallbrecher zum 1. Treffen