Integration

Was bedeutete „Integration“ im Zusammenhang mit der IG?

 

Integration: „eine Lebensform für den Dienst an der Kirche“[1]

 

„Die Mitglieder der Katholischen Integrierten Gemeinde leben in „vita communis“, und zwar in der Form der „Integration“. Sie verknüpfen in allen Bereichen ihr Leben auf vielfältige Weise miteinander: Sie wohnen gemeinsam in „Integrationshäusern“ und ergreifen gemeinsame Initiativen auf dem Gebiet der handwerklichen und künstlerischen Gestaltung, der Wirtschaft, der Medizin und der Pädagogik.“[2]

Integration bedeutete also das Einbringen und gemeinsame Verflechten aller Lebensbe­reiche der Mitglieder. Ob Arbeit, Freizeit oder Fest, gesund oder krank, alt oder jung, alle Lebensformen, ob Alleinstehend, Verheiratet oder Geistlicher, d.h. alles menschliche Sein sollte integriert werden. Die Mitglieder sollten durch Rat und Hilfe in die Lage gebracht werden, in diesem vielschichtigen Beziehungsgeflecht ihr Leben ganz Gott bzw. den Aufgaben der Gemeinde zu widmen. „Die verschie­denen Einzelnen lassen sich zu einem neuen Gebilde verbinden, das Paulus als einen „Leib“ beschrieb: Sie dienen und ergänzen sich gegenseitig und schaffen so für die Aufgaben des Ganzen die realen Voraussetzungen an Zeit, Geld und Kraft.“[3]

Folglich lebten in den Integrationshäusern alle IG-ler beisammen. Gemeindemitglieder verknüpften sich wirt­schaftlich und bauten gemeinsam oder alleine, jedoch eigenverantwortlich Unternehmen auf, in denen wiederum andere Gemeindemitglieder die Möglichkeit hatten, mitzuarbeiten. Es gab Personen, die sich um die Kinder kümmerten, oder z.B. eine Krankensta­tion zur Versorgung der Kranken, genauso aber auch über einige Jahre eine eigene Bank, die die Unternehmungen der Mitglieder unterstützte. „Integration zeigt, wie aus Irdi­schem, Menschlichem sich das Reich Gottes erbaut.“[4]

 

Das Integrationshaus

Die Tischgemeinschaft der „Neuen Familie“

„Die Lebensform der ‚Integration‘ soll ihnen – auch Menschen mit Familie und Beruf – ermöglichen, den Verkündigungsauftrag Jesu […] unter den Bedingungen der säkularen Welt zu leben. Durch diese Lebensform soll eine neue ‚Familie‘ aus Verheirateten und Ledigen, Alten und Jungen, Gesunden und Kranken aus allen gesellschaftlichen Schich­ten entstehen.“[5]

Die ersten Integrationshäuser entstanden ab Ende der 60er Jahre. Sie entwickelten sich in der IG zur gemeindeüblichen Wohnform bis ca. Mitte der 90iger Jahre.

Ein Integrationshaus war meist ein Haus oder eine größere Wohnung, so vorbereitet, dass ca. acht bis vierzehn Personen dort leben konnten. Es gab Einzel- und Doppel­zimmer und Gemeinschaftsbäder, eine Küche und ein Integrationszimmer. Dieses be­inhaltete meist einen Wohn- und den Essbereich mit einem entsprechend großen Tisch. Alle Räume waren bereits fertig eingerichtet.

In Bezug auf die Hausarbeit war ein Integrationshaus teils WG-ähnlich organisiert: z.B. Frühstück- und Abendessensdienste wurden verteilt. In den größeren Haushalten kümmerte sich gewöhnlich eine Haushälterin um Essen, Einkauf, Wäsche und Putzen. Für die Bestreitung der Lebenshaltungskosten wurde eine gemeinsame „Haushaltskasse“ geführt. Das Essen wurde so weit möglich gemeinsam eingenommen („Tischgemeinschaft“) und das Leben in nahezu allem geteilt („vita communis“). Das Integrationshaus war keine nur den Bedürfnissen der Bewohner dienende Wohngemeinschaft, sondern durch das Verknüpfen der Leben Aller sollte Raum, Zeit und Kraft gewonnen werden für die Aufgaben der Gemeinde.

Verwandte oder Freunde konnten nur nach vorheriger Absprache in ein Integrations­haus eingeladen werden.

 

Integrationseltern

In einem Integrationshaus lebten, wie vorab beschrieben, sehr verschiedene Menschen zusammen. Gleichzeitig gab es jedoch Unterscheidungen bezüglich der „Glau­benserfahrung“ bzw. „Gemeindeerfahrung“ (siehe „Mitgliedschaft und Zugehörigkeit“). Das Integ­rationshaus diente dazu, die Katechumenen in das gemeindliche Leben einzuführen. Dies geschah durch die „Integrationseltern“, meist ein Ehepaar, auf jeden Fall Ge­meindemitglieder. Sie hatten die Aufgabe, die Katechumenen in die Praxis der Ge­meinde einzuführen. Und die Verbindung zwischen Integrationshaus und Gemeinde­leitung aufrecht zu erhalten.

 

Vgl. Blogbeitrag „Es ist zuviel“

 


[1] Wallbrecher, Traudl / Weimer, Ludwig: Katholische Integrierte Gemeinde. Eine Kurzdarstellung. Bad Tölz:

   Verl. Urfeld 2005. (Urfelder Texte Bd. 5) S. 20

[2] Statuten 1997 S.  2f.

[3] Wallbrecher, Traudl / Weimer, Ludwig: Katholische Integrierte Gemeinde. Eine Kurzdarstellung. Bad Tölz:

   Verl. Urfeld 2005. (Urfelder Texte Bd. 5). S. 22

[4] Wallbrecher, Traudl / Weimer, Ludwig: Katholische Integrierte Gemeinde. Eine Kurzdarstellung. Bad Tölz:

   Verl. Urfeld 2005. (Urfelder Texte Bd. 5). S. 22

[5] Statuten 1997 S. 3