Mein Muttersein in der Gemeinde

 

Konrad Lorenz schildert das Dasein der frischgeschlüpften Enten: Die Mutterente beschirmt und schützt ihre Jungen bis sie sieht, sie sind fähig, allein zu leben. Erst dann entfernt sie sich von ihren jungen Enten.

Anfang 1967 erklärte mir Traudl Wallbrecher, sie habe ihre Kinder immer betreuen lassen müssen, sonst hätte die Gemeinde nicht entstehen können, aber sie habe immer ihr Mutterdasein der Betreuerin übergeben, die Betreuerin war dann allein zuständig. So wäre die Betreuerin frei im Umgang mit den Kindern.

Es gehörte zu meinem neuen Bewusstsein, gottgehörig zu sein, das hieß für mich, der Gemeinde hörig zu sein -der Gemeinde hörig zu sein- hieß für mich Traudl Wallbrecher hörig zu sein.

Die alte Familie wurde aufgelöst in die Neue Familie. Die Neue Familie war für mich konkret der Ort der Gegenwart Gottes.

Das ICH der Kinder wird ihnen in den ersten Jahren geschenkt. Alle meine Kinder sind stark traumatisiert. Sie haben kein ICH entwickeln können. Sie lebten wie die Eltern in und nach der Struktur der Gemeinde. Ja, meine Kinder sind ohne Mutter aufgewachsen. Ich habe mein Muttersein an die Neue Familie abgegeben. Die Neue Familie übernahm eine Wort-Verantwortung und ich ließ mir sagen, was ich zu tun habe.

Aber mich schmerzte es immer. Ich fühlte mich von den anderen Frauen ständig beobachtet und es kam mir so vor, dass Traudl alles von mir erzählt wurde. Ich gehörte zu den Ungläubigen und wurde stets bestraft.

 

Doch ich wollte gottgehörig sein.

 

(ehemaliges Gemeindemitglied)

 

Siehe Theorie zur „Neuen Familie“

 

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